Dat witte Peerd bi Woosmer (Heidhof)

Wenn wi von Wehningen dei Landstrat nah gahn, dei nah Woosmer föhrt und kamen dörch dei Dann' aewer dei Bang'n stuken und dregen den'n Weg, dei von Wendisch-Wehningen nah Woosmer geht, so krüzen sick dirse beide Weg, und wi sünd an dei Wegkrüzung bi dat „Witte Peerd”. Worüm dit Slag dat „Witte Peerd” heiten deht, will ick nu vertellen, so as de Sag uns dat äwerliewert hett.

Dei Geschicht speelt sick in dei Tied af, gliek nah'n dörtigjöhrigen Krieg, as Tru un Globen verloren gahn weeren, und jederein neum, wo hei dat kriegen künn. Dat wehr an einen Harwstdag. Dei Wind fewte in dei Drun' und Ritzen und smeit mit dat dröge Low in dei Luft hen und her. Dei Kreih'n quarkten in dei Böhm und dei Heister schrie sien „Hette dei Weste, dor hest du dien Neste.” dörch denn' Wind. Dei Wulken fleugen man so an'n Hewen hen, und af und an wull's son'n beten Natt's fallen laten. Dor bewegte sickein sonderbare Upptrog diersen Weg entlang, han nah dat „Witte Peerd”.
Vörupp reih' ein Eddelmann upp einen Schimmel und haegte sick und grien aewer dat ganze Gesicht. Dat wehr dei olle Freiherr von Bülow upp Junker Wehningen, dei mit dei Woosmerschen in einen Grenzstriet verwickelt wehr. An seine linke Siet güng ein Mann, den'n man dat gleik anseig, dat hei mit sien Aktenbündel dei Gerichtsschriewer wesen ded. Wierer trügg güngen dei annern Minschen, von dei drei deivöttelsten wehren. Dei ein Herr einen groten griesen Bort und künn gegen saebentig Johr olt sien. Hei güng beten duknakt und heit Baack. Dei anner wiwelte all hen und her, wenn hei güng, und harr ne Pingelmütz upp. Bi dat Gahn bammel dei Troddel von dei Mütz ümmer hen und her und wieste, wo dei Wind her kaem. Dat wehr dei olle Wacker. Dei Drütt aewer leup woll tein Schritt vör dei annern beiden und fuchtelte mit dei beiden Arms in dei Luft ümher, dorbi brummte hei ümmer wat in'n Bort, wat dei anner beiden nich klor wehr und makte so witte Ogen in dien uppgedunsen Gesicht. Man markte gliek, dat dit woll dei olle Kräuger wehr, dei sick öfter einen int' Gesicht geiten ded.
„Mi sall dat wunnern”, füng Baack an „wo dei Saat awlagen ward.” „Ja”, säd dei oll Wacker, „Du hast seihn, dat hei dorupp swört.” „Unmöglich kann hei dat”, meinte Baack, „dat wehr denn doch tau dull.” Wacker stünn still, höll' Baack'n wiß und säd tau em: „Du, dei oll Kräuger is tau all'n Dingen tau bruken, süß harr dei oll Bülow em nich dortau upphitzt, dat hei swören süll, dat hier dei Scheid geht.” „Ick mein”, säd Baack, „wenn hei dat beswört, denn lüggt hei gradut und uns' Herrgott ward em strafen.” „Ja ja, ja ja, dor denkt hei nich an, hei geht ja man wenig tau Kirch und hett sick üm Gott's Wort sien Dag nich veel kümmert. Ick glöw, hei hett sien Sak upp ..... .”
„Oh, Wacker, segg doch so wat nich, mi grust all, wenn ick dor bloß an denken dau.” Dunn säd Kräuger, dei dat letzt hört harr: „Ji sünd Schapsköpp und blieben Schapsköpp und weiten narrnicks von. Dei oll Bülow hett mi seggt, ick süll von unß Erd in mein Stäweln schürrn, denn künn ick ganz gewiß swören, dat uns Grund und Born dor güng, wo ick stünn, und ick swör so, wohrhaftiger Gott, dat dau ick.”
„Hest du dat hürt?” meinte Wacker, indeß hei Baack so wiß ankeik, „dei Kirl bedenkt nich sien Seel und Seligkeit.” „Ganz gewiß, mi grust, wenn ich dor bloß an denk.” nickte dei olle Baack und schüttelt mit'n Kopp, „Mien Großvadder säd ümmer, dat sonn' Lüd', dei sowat deden, nah ehren Dod hier ümher späuken müssen.” Wildes wehren sei an Ort und Städ ankamen, wo noch mehr Minschen stahn deden und wunnerwarkten. Dei Eddelmann säd: „So, nu willen wi dei Grenz awstäken. Kräuger weit jo, wo dei Scheid gahn deht. Nu gahn wi em nah, slan gliek Pähl in und peicken dei Scheid aw.”
Dormit güng Kräuger nu so an dei Grenz hen, dat Herr von Bülow von dein Woosmerschen wat awkreig und schrie und räup ümmer: „Wohrhaftigen Gott, hier stah ick up Wehninger Grund und Born. Hier geht dei Scheid! Hier geht dei Scheid ganz gewiß!” „Ja”, säd Bülow, dei neben em upreih, „Hei weit't, hier is dei Scheid, nu hören ji dat jo!”
Dei Arbeiters slaugen dei Pricken denn achter em in, und so würd dei Grenz tau unrecht fast leggt. Veele Lüd schüttelten den'n Kopp und dachten sick ehr Deil, säden aewer nicks. Dei Gerichtsschriewer neum dat all gliek tau Protokoll und schriew dat all in siene Akten dal, wat dei Buern, dei dunntaumalen noch nich lesen und schriewen künn' n, mit grote Ogen ankikten, klappte sien Bauk tau und güng aw. Dei Eddelmann wendte sienen Schimmel, högte sick, dat dei Sak gaut för em utfallen wehr, und reih nah Wehningen trügg. Bi lütten folgten ok dei äuwrigen niegierigen Minschen, und Wacker sien Troddel up sien Pingelmütz flackerte noch düller hen und her as bi dat Hengahn und bammelte von ein Sied nah dei anner.
„Heff ick di nich seggt”, meinte hei ünnerwegs tau Baacken, „dat dei Kierl dat beswören ded?” „Recht hest du kregen”, ännerte Baack, „äewer du hest seihn, dat ick ok recht krieg, denn uns' Herrgott ward em strafen för sien Leigen und swören, und gaut kann em dat hiernah nich gahn.”
Bi dei Gerichtssitzung, dei nu folgen ded, wird den' Eddelmann dat Land, sowiet as Kräuger gahn und wiest harr, tauspraken, und dei Woosmerschen harren dat Nahseihn, obschonsten sei schüllen up den verfluchten Kerl.
Doch Baack süll recht kriegen. So gegen Frühjohr stürw dei olle Herr von Bülow, und Kräuger, dei sick mal werrer dägt einen antüdert harr, wakte nich mehrn ut sienen Dunas up. Hei wehr von' ne Trepp fallen und harr sick dat Gnick breken. „Wat seggst du nu?” meinte Baack tau den'n ollen Wacker, as hei em dreup, „nu hett uns' Herrgott em all funden, und dat dick En'n ward woll noch nahkamen. Dei warden kein Rauh in'n Gruw finden!” „Ach wat”, brummte Wacker, „wer dot is, lött sien Kieken!”
Nah'n verslat'en Tied käum Baack eines Abends tau de'n ollen Wacker und fleug an Hand'n und Fäut. „Du, Wacker”, füng hei an, „ick mütt di mal wat vertellen, wat ick erlewt hew, mi grust noch äwer und äwer, wenn ick dor an denk.” „Un nu,” säd Wacker, „wat is denn los, Minsch, beruhig di doch, sett die man ierst dal und vertell mi, watwat du denn eigentlich hört und seihn hest.” „Ja,” ännerte Baack, „dat mit dei beiden, dei uns' Herrgott nu all funden hett. Süh, ick wehr gistern Abend nah Heidhof, wo ick min Swager besöcht harr. Wi klöhnten denn noch bett nah't Abendbror, und ehre ick dat gewohr würr, wehr dei Klok all elw. `Nu mütt ick äwer nah Hus,` säd ick und güng forts los, dörch dei Dannen äwer dei Scheid von Heidhof nah hier, di weißt ja den Stieg. As ick dor so güng, dat wier woll so bi halw twölw rüm, hörte ick up einmal wat reupen: „Hier geiht dei Scheid!” und hörte taugliek ok kloppen, as wenn dor Pähl inslagen würrn. Dat kolle Grusen keum mi an, dat kannst du di woll denken. Up einmal seig ick ok ein witt Peerd, und dei dor upseiht, dei harr keinen Kopp, und dei bi em lang läug und räug, dei ok nich. Ick stünn still, und as sei neger käumen, räup ick in mien Angst und Upregung: „All' dei gauden Geister laben Gott den'n Herrn!” Hör mal, dunn suste und bruste dat as ein Sturmwind, und weg bullerten und fegten dei beiden Gestalten, as wenn dei Düwel ehr halt harr. Dei Hoor stünnen mi tau Berg, und ich mäuk, dat ick nah Wehningen käum. In mien' ganzen Lewen gah ick dor nich werrer lang.” - „Ja,” meinte Wacker, „nu will ick di wat seggen, so wat Ägnliches hett Jogen Veeregg mi ok all vertellt. Dei is ok nah'n Heidhof west und hett üm dei sülwige Klockentied dat Raupen und Kloppen ok hört. Vörbi sust is em ok wat, äewer hei hett dat nich ordentlich seihn. Ick dacht, dat wehren woll Hirsch west, dei an ein vörbi saust wehren, äewer nu dat du dat ok seihn hest, mütt ick dat woll glöwen, dat uns' Herrgott ehr funnen hett und lött ehr tau Straf for ehr gottlos Leigen und Bedreigen nah ehr'n Dod dor rümme lopen und späuken.”
So is dat Gered' wierer gahn und vertellt worden bitt up diesen Dag. Ein will wat seihn hewwen, und dei anner will wat hürt hewwen, und all Lüd glöwen noch hüt stief und fast, dat het dor späukt. Dorüm heit noch hüt dei Kruzweg, wo dei Henwieser steiht, dat „Witte Peerd”.

Textsammlung Kantor Burmeister, Alt Jabel

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