Die Geisterstadt an der Rammer Kirchstelle

Zuweilen in hellen Nächten soll man dort , wo einst Ramm lag, eine hellerleuchtete Stadt sehen können. Ein Bauer aus Lübendorf ging spätnachts durch den Tannenwald. Der Mond schien hell durch die Stämme, und wie er so im Dahingehen seinen Gedanken nachhing, war er auf einmal mitten in einer großen Stadt.

Er wanderte durch menschenleere, totenstille Straßen und sah die erleuchteten Fenster in den altertümlichen Häusern. Da kam er an die Kirche und blickte durch die offenstehende Tür neugierig ins Innere. Auf dem Altar und an den Pfeilern brannten viele Lichter, der Pastor stand auf der Kanzel, und die Bankreihen waren dicht besetzt mit Leuten, die trugen seltsam altmodische Gewänder. Vor jeder Person stand ein Licht, und alle saßen starr vornübergeneigt. Kein Ton erklang, unheimlich und grauenhaft war der Anblick. Schaudernd wandte er sich ab zum Weitergehen, da war auf einem Schlag alles verschwunden, und er stand auf dem Kreuzweg an der Rammer Kirchenstelle mitten im einsamen großen Tannenwald.

aus: Sagen und Volkskundliche Überlieferungen aus dem Kreis Hagenow, Hans Vick

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