Heereswege und Landstraßen

Eigentliche Landstraßen und Verkehrswege gab es weit bis ins Mittelalter nicht in unserem Heimatland und in unserer sandigen, grauen Gegend schon gar nicht. Man kannte nur Heerstraßen und Handelswege. Eine scharfe Trennung bestand nicht zwischen ihnen. Oft dienten sie demselben Zweck.

Um ihre Unterhaltung und Ausbesserung kümmerte sich niemand und um den Schutz und die Sicherheit der Warenzüge auch nicht. Die Kriegsvölker griff keiner an. Die Ritter und ihre Söldner waren gleichfalls gegen jeden Überfall gefeit. Doch die Kaufherren mit ihren Waren mußten sich durch ein starkes Geleit von Gewappneten schützen.
Alle Wege durch die öde und sandige Jabelheide waren beschwerlich. Die breiten Flußniederungen der Sude, Rögnitz und Elde nebst ihren Nebenflüssen wiesen schwer passierbare Sümpfe auf. Brücken fehlten damals völlig. Bei den Flußübergängen waren nur Furten vorhanden. Meistens lagen aber an den Hauptfurten Raubburgen, deren Herren sehr oft die Reisenden ausplünderten und jeden ins Burgverließ warfen, um ein hohes Lösegeld zu erpressen. Die Wasserstraßen der Elde und Elbe dienten auch dem Warenverkehr. Doch auch hieran lagen gefürchtete Raubnester.
Durch die Jabelheide führte von alters her, von Osten nach Westen, ein stark benutzter Heerweg, bei Grabow über die Elde und bei Redefin über die Sude, der zugleich auch von den Handelszügen und reisenden Fürstlichkeiten und Bischöfen benutzt wurde. Zwei ähnliche Verbindungen von Süden nach Norden dienten demselben Zweck, die älteste kam von Lüneburg nach Boizenburg und teilte sich später weiter nach Mecklenburg hinein. Eine schlug die Richtung nach Lübeck, die andere nach Wismar und eine dritte nach Güstrow ein, gabelte weiter nach Rostock und ? Stralsund. Eine zweite Heerstraße führte von Dannenberg und Hitzacker an über die Elbe bei Bitter, benutzte später die Rögnitzfurt zwischen Laave resp. Jessenitz oder zwischen Briest-Benz und quälte sich weiter nach Norden durch die Sanddünen im Innern der Jabelheide zwischen Trebs und Quast über Ramm auf Redefin nach Hagenow zu, oder sonst über Neustadt-Glewe oder Grabow nach dem östlichen Mecklenburg hinein.
So ungefähr blieben mehrere Jahrhunderte die Verkehrsverhältnisse im Südwesten unseres Heimatlandes, bis allmählich der Handelsverkehr und mit ihm auch der Reiseverkehr reger, für Reisende und Warenzüge die Sicherheit einigermaßen sicher und die erste regelmäßige Postverbindung eingerichtet wurde. Nun entstanden die eigentlichen Landstraßen. Meistens benutzte man die alten Wege. Aber man schlug wegen Verkehrsschwierigkeiten oder Verkürzungen auch neue Routen ein. Auch spielten die Interessen der Bevölkerung eine Rolle dabei. Die Brennpunkte der Verkehrs waren in erster Linie die Städte.
Infolgedessen verödeten verschiedene der alten Heeres- und Handelswege, namentlich als die ersten regelmäßigen Posten durch das Land fuhren. Ein anschauliches Beispiel liefert hierfür die Postroute der sogenannten Preußischen Post von Berlin nach Hamburg, noch heute hier im Lande Jabel kurz der Postweg genannt. Er berührte nicht mehr Grabow, Ludwigslust und Redefin, sondern ging von Lenzen über Kaliß, bei Findenwirunshier über die Elde, bei Woosmer-Mühle über die Rögnitz, weiter über Vielank, Lübtheen, beim alten Zollhaus zwischen Quassel und Garlitz über die Sude und endlich bei Hühnerbusch über die Schaale nach Boizenburg. Da diese Postverbindung die ganze damalige Post von Böhmen, Sachsen, Brandenburg und Berlin nach Hamburg und dadurch an die Nordsee und wieder zurück nach Wien beförderte, war der Postverkehr bald sehr rege. Hauptstationen waren Lenzen, Kaliß, Lübtheen und Boizenburg.

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