Vom Riesengrab bei Pritzier

Das Dorf Helm zwischen Wittenburg und Hagenow gelegen, soll ehemals eine große Stadt gewesen sein und zwar zu der Zeit, als es noch Riesen gab. Nun hatte der Riesenkönig, der hier in dieser Gegend regierte, von dem großen Reichtum der Helmer gehört und zog mit einem Heere heran, um die Stadt zu erobern.

Die Helmer wehrten sich tapfer. Der Riesenkönig war im Kampfe gefallen. Er wurde in einem goldenen Sarg gebettet, den man wieder mit einem kupfernen und endlich mit einem eisernen umschloß. In der Nähe von Pritzier nach Melkhof zu wurde er unter einem Hügel begraben. Dieser heißt heute Trünnelberg.
Manche Leute haben schon den Schatz zu heben versucht, aber der Teufel hält selbst Wache dabei. Nur einmal ist es mehreren Bauern gelungen, den Schatz zu erblicken. Das ging so zu.
Ein reisender Schatzgräber war in die Gegend gekommen und hatte mit diesem und jenem beredet, den Schatz zu heben und zu teilen. In einer Johannesnacht ging es los. Ein Bauer hatte eine Wünschelrute und wußte damit umzugehen. Er ging damit auf den Hügel. Oben schlug die Rute aus, Dort lag also der Schatz. Ehe aber die Arbeit losging, ließ der Schatzgräber sich von jedem einzelnen heilig und teuer versprechen, kein Wort dabei zu sprechen, auch nicht den geringsten Ton von sich zu geben, sonst wäre der Zauber gebrochen und alle Mühe und Arbeit umsonst. Nun sprach der Schatzgräber seine Zauberformel, und die Arbeit begann. Schon nach einer Stunde stießen die Schaufeln auf den eisernen Sarg. Rasch legte man ihn frei und er wurde mit starken Ketten umspannt. Bisher war alles gut abgegangen. Keiner hatte ein Wort gesprochen. Kein feuriger Hund, kein Drache oder gar der Teufel selber hatten sich sehen lassen und die emsigen Arbeiter gestört. Man zog mit aller Macht nun an den Ketten, und als der schwere Sarg sich etwas hob, setzte man die Wuchtbäume darunter. Dann ein kräftiger Ruck, dazu eine gehörige Wucht, und schon kam der Sarg nach oben. Da stand plötzlich der leibhaftige selber bei ihnen. „Dat's mien und blifft wot' liggt,” sagte er kurz und herrisch. „Dreck is dien!” gab ihm ein naseweiser Knecht zur Antwort. Das war es gerade, was der Satan gewollt hatte. Sarg und Teufel verschwanden auf der Stelle. Die mühsam gegrabene Gruft stürzte mit Donnern und Krachen zusammen, und die Bauern konnten mit langer Nase abziehen.

Textsammlung Kantor Burmeister, Alt Jabel

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